In diesem Post geht es um die einzelnen Schritte, die wir beim Dachdecken befolgt haben. Das Ganze hat keinerlei Anspruch auf fachsprachliche Korrektheit! Ich nenne die Dinge so, wie ich es für richtig halte.
Wer unseren Blog regelmäßig besucht, der hat unser Abenteuer vom eigenhändigen Bau einer Cabin an der Upper Sunshine Coast bis hierher mitverfolgt. Danke dafür. Bisher haben wir das Rahmenwerk der Cabin gebaut und auch die Dachkonstruktion und den Dachstuhl errichtet. Im letzten Beitrag stand die Frage nach dem finalen Dachmaterial auf dem Programm. Also, ob es eine Metalldach werden soll oder wir doch mit Dachschindeln decken. Das Ergebnis: Wir schindeln!
Dachstuhl
Damit das Dachdecken mit Schindeln überhaupt losgehen kann, brauchen wir zunächst einmal einen Dachstuhl. Der besteht aus einer Holzkonstruktion, die das Dach trägt und einer wasserfesten Membran, die zwischen Holzkonstruktion und eigentlichem Bedachungsmaterial liegt.
Holzkonstruktion
Unsere Holzkonstruktion setzt sich zusammen aus vertikal stehenden 2×10-Holzbalken (Raftern), zwischen die die Dämmung platziert wird. Auf die Rafter werden horizontal zwei 1×4-Balken als Längsbalken aufgebracht, mit denen die vorgeschriebene Belüftung gesichert wird. Auf den Längsbalken liegen schließlich die Holzplatten auf und bilden die Dachummantelung. Die Basis fürs Dachdecken.
Der Grund für diese Konstruktion ist der in British Columbia geltende Building Code, also die Bauvorschriften. Die schreiben den Mindestabstand zwischen der Oberseite der Dämmung und der Unterseite der Dachummantelung fest, um eine ordnungsgemäße Belüftung zu gewährleisten und Feuchtigkeitsansammlungen zu verhindern. Bei geneigten Dächern wie unseren ist ein Mindestlüftungsabstand von 25 mm (1 Zoll) erforderlich.
Wasserfeste Membran
Das Dach auf dem Haupthaus steigt auf einer Länge von 6 Fuß um 8 Fuß. Das entspricht einer Steigung von 133 Prozent oder 53 Grad. Badezimmer, Gauben und Schlafzimmer haben eine Steigung von 16 Prozent bzw. 9,5 Grad.
Auf Badezimmer-, Gauben- und Schlafzimmerdach müssen wir die wasserfeste Membran kleben und nicht nageln, da bei dem geringen Gefälle das Wasser langsam abläuft. Wenn wir die Membran tackern, entstehen Löcher in der Membran. Und durch diese Löcher kann Wasser eindringen. Und das wollen wir nicht.
Traufbretter – Fascia Boards
Einen wesentlichen Bestandteil beim Dachdecken bilden die Traufbretter (Fascia Boards). Sie umranden das Dach und schützen in erster Linie vor Wasserschäden. Außerdem stützen sie die Unterkante der Dachschindeln und – wenn man mal ehrlich ist – sorgen dafür, dass alles irgendwie fertiger aussieht.
Wie man auf dem ersten Bild unten sieht, bleibt ein kleiner Spalt zwischen dem Fascia Board und der Holzplatte. Die überbrücken wir mit einer Metallschiene, die Abtropfkante oder auch Wassernase heißt.
Dachdecken mit Schindeln
Dann kann es jetzt ja losgehen mit dem Dachdecken. Schindeln verlegen sich nicht von selbst. Das ist sehr schade und sehr anstrengend. Wenn man aber alles gut vorbereitet hat, ist die eigentliche Verlegung nicht mehr so kompliziert.
Vorbereitungen
Bevor wir aber mit dem Dachdecken wirklich starten können und die ersten Schindeln aufs Dach nageln, stellen wir Folgendes sicher:
- Die Holzkonstruktion ist sicher und die Membran ist dicht
- Die Oberfläche ist sauber und frei von Nägeln oder herausstehenden Tackernadeln
- An der Traufe (Unterseite vom Dach) ist die Wassernase unterhalb der Membran angebracht
- Am Ortgang (Seiten vom Dach) ist die Wassernase auf der Membran angebracht
- Schindeln und Werkzeug sind in Reichweite
- Wir sind in irgendeiner Form vor Absturz gesichert
Starterreihe
Dann legen wir jetzt aber wirklich los mit dem Dachdecken. Als erstes verlegen wir die sogenannte Starterreihe. Die ragt am unteren Rand des Dachs über die Wassernase hinaus. Das Grundprinzip von Schindeln ist, dass jede neue Reihe die darunterliegende Reihe halb überlappt. Die Starterreihe ist die unterste Reihe, die wir anschließend mit der ersten tatsächlichen Schindelreihe komplett bedecken werden.
Erste Schindelreihe
Schindeln kommen in sauschweren Paketen daher. Entsprechend nimmt man immer nur drei bis vier Schindelplatten auf einmal und läuft sich einen Wolf oder ächzt und stöhnt und schleppt immer ein komplettes Paket von A nach B und dann nach C, also aufs Dach, und kann sich am nächsten Tag vor lauter Muskelkater gar nicht mehr bewegen. Wir sind ja eher Hundeleute und entscheiden uns daher für die Wolfvariante.
Auf die Starterreihe kommt die erste Reihe Schindeln. Die Unterkanten werden bündig aufeinandergelegt und mit fünf Nägeln fixiert: rechts, links, Mitte und dann je ein Nagel dazwischen. Durch das überlappende Muster werden kleine Autobahnen fürs Wasser gebildet, über die das Wasser abgeleitet wird. Die Überlappung trägt auch dazu bei, dass Regenwasser durch Wind in die Dachkonstruktion getrieben wird. Dank der überlappenden Schichten wird das Wasser immer auf die darunterliegende Schindellage abgeführt.
Schindeln
Und so hämmern wir uns quer über die Dachfläche. Dabei überlappt jede neue Reihe Schindeln die darunterliegende Reihe um knapp die Hälfte. Als Orientierung nehmen wir die Einkerbungen der Schindeln und legen die Unterseite der neuen Reihe immer bündig an die Oberkante der Schindel-Berg-und-Tal-Fahrt an.
Wie bei allen dachbezogenen Angelegenheiten muss man auch hier immer daran denken, wie Wasser fließt: von oben nach unten. Entsprechend muss die Überlappung dem entgegenwirken: Die obere Reihe liegt über der unteren Reihe und nicht andersrum.
Das Verlegen der Schindeln auf den Dächern mit 9 Grad Steigung lief ehrlich gesagt ziemlich geschmeidig. Gauben, Badezimmer und Schlafzimmer sind so je innerhalb von einem Tag komplett gedeckt. Das Wetter spielt uns netterweise in die Hände: Regen in der Woche, lediglich bedeckt am Wochenende. So sehen wir direkt, ob das Dach dem Regen standhält. Und: Ja, es hält dicht.
Das Dach vom Haupthaus
In Summe sind wir drei Wochen an der Upper Sunshine Coast und haben damit vier Wochenenden Arbeit vor bzw. mittlerweile hinter uns. An einem der Wochenenden bekommen wir Besuch von unserem Freund Bryan. Der ist verrückt genug, um sich als Helfer bereitzuerklären. Und er wird auch direkt eingespannt in die Schindelei – vom Dach auf dem Haupthaus. Also von dem Dach, mit der steilen Neigung.
Arbeitssicherheit geht vor und daher werden Gerüste aufgebaut, Sicherungsgeschirre angezogen und Arbeitsbeteiligte in Sicherungsleinen geklinkt. Dank der Gerüste kommen letztgenannte komfortabel an den Großteil der Dachfläche und können mit Begeisterung den Fortschritt der eigenen Arbeit sehen. Das ist ohnehin das Befriedigende an der ganzen Hausbauerei: Man sieht, was man gemacht und auch geschafft hat.
Wenn man eine einsatzbereite und gut geölte Maschine wie Bryan vor Ort hat, dann nutzt man die natürlich gewinnbringend. Und so decken wir nicht nur das Dach mit Schindeln, sondern bauen auch direkt noch ein Dachfenster ein. Denn so ein Dachfenster ist schwer und unhandlich und die ein Bryan ist stark und hilfsbereit. Was genau wir da gemacht haben und wie wir das gemacht haben, wird Gegenstand von einem späteren Beitrag sein. Hier sei mit Stolz und Ehrfurcht auf die kraftvolle Leistung hingewiesen, die zu dem folgenden Ergebnis geführt hat.
Cabin Playlist
Musik ist Gefühl. Musik birgt Erinnerungen. Während des Baus unserer Cabin and der Upper Sunshine Coast lief diese Playlist hoch und runter.
So finden wir jederzeit zurück zu den Momenten voller Herausforderung, Freude und Zufriedenheit.
Cabin-Blog-Zeitleiste
Alle Beiträge zur RITICOLO Cabin haben wir in dieser fetzigen Zeitleiste zusammengefasst. Viel Spass beim Lesen und gern auch Kommentieren.
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3 Antworten auf „Dachdecken für Amateure“
Super,dann können wir ja im September mit dem Einrichten loslegen.
Jepp. Ich drücke uns fest die Daumen.
Wir überlegen, ob wir unser Haus ebenfalls selber decken sollten. Daher ist es gut zu wissen, wie viel ihr für die Sicherheit gemacht habt. Ich denke, wir engagieren doch lieber eine Dachdeckerei.