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Das Dach – Dachstuhl

Unsere Cabin an der Upper Sunshine Coast bekommt ein heute einen Dachstuhl. Das ist wesentlich mehr Arbeit, als wir am Anfang dachten.

Dach über dem Haupthaus

Nun ist es also Zeit, das Dach anzugehen. Die korrekte und auch nachvollziehbare Reihenfolge beim Bau einer Cabin ist die, dass man zuerst das Dach abdichtet, bevor man sich anschließend um die Wände kümmert und dann erst die Fenster einbaut. Nachvollziehbar ist diese Reihenfolge deswegen, weil man ja auch keine Holzbox ohne Deckel baut, in die Wasser laufen lässt und sich anschließend wundert, dass das Wasser drinnen bleibt und nirgendwo hinkann. Also hat das Dach Prio Nummer eins. Und das bedeutet: Rafter bauen.

Rafter sind jene Holzbalken, die vom Dachbalken ganz oben in der Mitte bis zur Oberkante der Außenwände verlaufen. Genau wie Floor Joists oder Studs werden auch Rafter parallel zueinander verbaut, in einem Abstand von maximal 24 Zoll zueinander. Nur so ist sichergestellt, dass die Last vom Dach korrekt an die Außenwände und von denen in das Fundament abgeleitet wird.

Rafter vorbereiten

Unsere Rafter haben eine Länge von knapp 12 Fuß inklusive Nase. Nase? Dazu komme ich gleich. Zunächst einmal sei gesagt, dass wir 12 Fuß lange 2×10-Holzbalken verwenden, die wir alle in Form schneiden müssen. So ein Holzbalken zeichnet sich ja in erster Linie durch seine Rechteckigkeit aus. So ein Rafter hingegen wird zum einen am Dachbalken festgenagelt – das bedeutet, die obere Seite des Rafters trifft auf den Dachbalken in einem bestimmten Winkel. Den müssen wir also berechnen, anzeichnen und dann den Balken sägen. Zum anderen steht das untere Ende des Rafters zur Hälfte auf dem Header-Beam und geht zur anderen Hälfte über ihn hinaus. So wie der Dachbalken rechts und links vom Haus je einen Fuß rausguckt, bilden auch die Rafter einen Überhang von einem Fuß. Dieser Überhang ist die oben erwähnte Nase. Auch die müssen wir genau berechnen, anzeichnen und schließlich sägen. Wie so eine Nase in Action aussieht, erkennt ihr auf den Bildern.

Der Überhang vom Dachbalken und die Nasen von den Raftern kann man hier gut erkennen.
30 Balken mussten allein für das Haupthaus genau berechnet und angezeichnet werden. Auf Balken 9M sieht man die angezeichneten Sägekanten für die Nase.
Damit wir am Ende noch durchsehen, haben wir die Balken nummeriert. M steht für „mit Nase“.
Die Nasen der Rafter. Später werden sie verkleidet und sorgen unter anderem für ausreichende Luftzufuhr ins und Ventilation im Dach.
Die Oberseite der Rafter liegt am Dachbalken an und wird daher auf eine Schräge geschnitten.

Rafter anbringen

Wie so oft beim Bauen ist die Arbeitsvorbereitung der aufwendigste Teil. Einerseits müssen wir die Holzbalken vorbereiten: Auf der einen Seite den Winkel und auf der anderen Seite die Nase anzeichnen und sägen. Andererseits müssen wir sowohl am Dachbalken als auch auf dem Header-Beam anzeichnen, wo diese schweren Teile letztlich hinkommen: Wie auch die Floor Joists und Studs stehen Rafter in einem Abstand von 24 Fuß parallel zueinander. Außerdem müssen wir bedenken, dass wir zwei große Dachfenster einbauen werden, für die wieder ganz andere Regeln gelten. Das frisst alles enorm Zeit, ist aber notwendig, damit wir schließlich einen Balken nach dem anderen anbringen können. Das geht dann auch vergleichsweise schnell und wir sind selbst erstaunt, was das rein optisch schon wieder ausmacht.

Acht Rafter sind in diesem Bild bereits installiert. Warum die anderen wohl noch nicht eingebaut sind?

Dach über Schlafzimmer und Bad

30 Rafter bilden das Dachgerüst vom Haupthaus. Unsere Cabin besteht aber aus Haupthaus, Badezimmer und Schlafzimmer. Also müssen wir auch Schlafzimmer und Badezimmer überdachen. Da die Dachschräge in beiden Fällen eine andere ist als die vom Haupthaus, müssen wir neu rechnen, messen, anzeichnen und letzten Endes auch sägen. Hier folgen wir dem Motto „Es darf gern etwas komplizierter sein.“

Die Verbindung der beiden Dächer hat uns etwas Kopfzerbrechen bereitet, da wir an dieser Stelle vom Plan abweichen. Im ursprünglichen Plan ist der Raum, den wir als Schlafzimmer nutzen werden, lediglich eine überdachte, aber ansonsten offene Veranda. Wir erweitern diesen Raum nicht nur um zwei Fuß in der Breite, sondern setzen auch sehr große Fenster in die Wände ein. Das macht die Wand ein wenig instabiler, als es im Plan vorgesehen ist. Um die Lastverteilung vom Dach sicherzustellen und sauber zu regeln, bauen wir auch im Schlafzimmer einen Header-Beam ein. Somit ist die Wand um knapp einen Fuß höher als geplant. Das führt dazu, dass das Nicht-Nase-Ende vom Rafter höher in das Dach vom Haupthaus hineinragt und dort irgendwie festgemacht werden muss. Die Lösung: Wir nageln die Rafter vom Schlafzimmerdach an die Rafter vom Haupthaus. Fertig.




Gauben im Dach – Dormers

Das eine Bild weiter oben zeigt den Oberbaumeister an der Stelle im Dachstuhl, an der es jetzt so richtig zur Sache gehen wird. Denn da, wo scheinbar die Rafter vergessen wurden, kommt etwas ganz anderes hin: eine Wand. Und zwar die Wand von der Gaube, die unser zukünftiges Büro beherbergen wird – also die Gaube beherbergt, nicht die Wand! Im Englischen heißt das übrigens Dormer und – nun ja – ich bleib auch hier dabei.

Der Vorgang zum Bau der Dormer-Wand ist nahezu identisch mit dem Vorgang zum Bau der anderen Wände in der unteren Etage. Es wird zunächst der Rahmen aus 2×6-Holzbalken ausgelegt und zusammengenagelt. Dabei wird auch der Raum für das Fenster gelassen. Wie bei den Wänden unten wird auch auf die Wand vom Dormer ein Header-Beam gesetzt. Und schwuppdiwupp steht da in dem bisherigen Loch zwischen den Raftern eine Wand. Natürlich bekommt auch der Dormer ein Dach spendiert. Dazu müssen wir wieder Rafter messen, anzeichnen und sägen. Damit das Ganze am Ende auch ein stimmiges Bild ergibt, erhalten auch die Rafter hier oben eine Nase.

Die Dormer-Wand. Noch steht sie ganz einsam im Dachstuhl umher.
Damit auch das Büro nicht mit Wasser volllaufen kann, bekommt der Dormer auch ein Dach. Die Raftern sind installiert, inklusive Nase.
Der Blick aus dem Dormer-Fenster. Anstatt diese Aussicht nur zweimal am Tag (Aufstehen und Ins-Bett-Gehen) zu genießen, werden wir zukünftig während der Arbeit einfach den Kopf drehen, rausgucken und verzückt seufzen.

One is fun, but why not two?

Wenn wir etwas gelernt haben und beherzt in die Tat umsetzen, dann ist es das Abweichen vom ursprünglichen Plan. Laut Designer ist das auch sehr zu begrüßen. Bisher haben wir ja so einiges anders gemacht, als es der Plan vorsieht.

Wir haben den gesamten Plan komplett gedreht
Das Badezimmer ist 14 statt 12 Fuß lang
Aus der überdachten Terrasse machen wir ein vollwertiges und größeres Zimmer
Das Schlafzimmer verlegen wir in den neu entstandenen Raum und nutzen das Loft als Office

Da das mit den spontanen Änderungen bisher so wunderbar klappt, lassen wir uns auch beim Dach nicht lumpen. Besser gesagt bei den Gauben. Rico meint eines Nachmittags beim Kaffeetrinken: „In einem von seinen Plänen, hat er auf der anderen Seite auch einen Dormer gebaut.“ Darauf hin stelle ich die Frage, wieso wir das denn nicht auch machen, zumal wir da ja enorm an Platz gewinnen würden im zukünftigen Büro. Was soll ich sagen. Den Rest des Tages verbringen wir damit, einen zweiten Dormer zu bauen. Und so sieht das ganze am Ende des Tages aus.




Cabin bei Nacht

Bis am Abend alle Rafter, Dachfenster und Dormer festgenagelt sind, ist es dunkel. Da kommen wir auf die verrückte Idee, ein oder zwei Lampen strategisch in der Cabin zu platzieren und das Ganze einfach mal bei Nacht bzw. in der Dämmerung zu fotografieren. Gleichzeitig gibt uns das die Gelegenheit, Ricos neue Kamera auszuprobieren, aber das nur nebenbei. Was dabei rausgekommen ist, seht ihr in den folgenden Aufnahmen. Und damit entlasse ich uns und euch aus diesem Beitrag und wünsche eine gute Nacht.




Cabin Playlist

Musik ist Gefühl. Musik birgt Erinnerungen. Während des Baus unserer Cabin and der Upper Sunshine Coast lief diese Playlist hoch und runter.
So finden wir jederzeit zurück zu den Momenten voller Herausforderung, Freude und Zufriedenheit.

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