Snowmergency, Snowpocalypse, Snowmageddon in Vancouver
Anfang Dezember 2022. Es schneit in Vancouver. Das bedeutet, dass sich das Tempo der individuellen Mobilität an die kognitiven Kompetenzen der mobilen Individuen angleicht. Ein Vorankommen auf der Strasse wird nahezu unmöglich. Die Tachonadel in vielen Fahrzeugen bleibt einfach auf der Ruhenadel liegen und die Karosseriebauer und Ausbeuler vom Dienst reiben sich freudig die Hände. In den Medien ist von einer Snowpocalypse die Rede. Untermalt wird dies mit einem Video von vier bereits ineinander verkeilten Fahrzeugen, denen sich ein Linienbus in sanftem Tempo rutschend nähert. Ein Spektakel, das die Medien zu grenzenloser Kreativität führt – kein Wunder, die können ja nirgendwohin. Und so kommen gewaltig grandiose Wortschöpfungen zum Einsatz: Snowmergency, Snowmageddon und die Endzeit heraufbeschwörende Snowpocalypse.
Mitten in diesem wahrhaft katastrophalen Zustand – ich zähle bereits die Klopapierrollen – erhalten wir die erfreuliche Nachricht: »Eure Fenster sind da«. Prompt antworten wir, dass wir am darauffolgenden Wochenende ja nach Lund kommen könnten und fragen, ob man es denn evtl. arrangieren könne, die Fenster bereits am kommenden Freitag zu liefern. Vermutlich Flockdown-bedingt erfolgt keine Antwort seitens des Lieferanten. Also kein Lund dieses Wochenende, denken wir uns am Donnerstagmorgen. Gegen Donnerstagmittag ruft der Lieferant an: »Wir wären dann morgen gegen eins bei euch. Passt doch, oder?« – »Ähm, okay.« Leicht panisch – Rico ist noch auf der Arbeit – lasse ich die Klopapierrollen fallen und packe. Und schreibe Paul, unserem Nachbarn in Lund, bei dem wir in einem der Cottages unterkommen. Und werfe den halben Kühlschrank in eine Kühltasche. Und hechte zum Auto, um zur Fähre zu schlittern. Rico wird dort auf mich warten – er kommt direkt vom Büro hin.
Schneedylle in Lund
Spannenderweise fährt die Fähre von BC Ferries pünktlich. Vermutlich, weil sie nicht auf Strassen unterwegs ist und es für Eisbergbildung einfach zu warm ist. Am Abend erwarten uns die drei Damen Sabine, Peanut und Pumpkin herzlich und mit ausgiebigem Gesichtabschlecken. Letzterer Vorgang erfolgt übrigens durch Peanut – Sabine hat sich da komischwerweise etwas. Am nächsten Morgen geht es dann nach Lund, wo uns nicht nur ein Transporter mit unseren Fenstern erwartet, sondern auch eine vom Schneechaos verschont gebliebene Cabin.
Schritt für Schritt zum eingebauten Fenster
Insgesamt haben wir 18 Fenster und eine Terrassentür bestellt. Angekommen sind 17 Fenster und eine Terrassentür. Wie sich nach einem klärenden Anruf beim Lieferanten herausstellt, war eines der Badfenster defekt und wurde daher nicht aufgeladen. Informiert wurde darüber aber niemand. Ach ja, gute Mitarbeiter sind eben schwer zu finden.
Nachdem wir alle vorhandenen Fenster gesichtet und teilweise in den Workshop sortiert haben – sind ja federleicht die Dinger – wollen wir auch gleich das Erste einbauen. Dabei gehen wir genau so vor, wie wir auch bei allen darauffolgenden Fenstern vorgehen werden. Einzig die Menge an »hnnnkkk« und »ufff« und »boah ey is das Scheißteil schwer« variiert stark.
Vorbereitende Maßnahmen
Bevor ein Fenster in der Wand landet, sind einige vorbereitende Maßnahmen zu treffen. So müssen beispielsweise kleine Holzkeile gesägt werden, auf denen dann die Fenster platziert werden. Die erlauben es uns, das Fenster korrekt auszurichten und gerade einzubauen. Die Keile kann man aufeinanderlegen und so die Höhe entsprechend justieren. Das sieht dann am Ende so aus, wie auf dem Foto unten.
Es versteht sich zwar von selbst, dass die Fensteröffnung sauber sein sollte, aber man kann es ja trotzdem noch mit erwähnen. Also einfach mit einem kleinen Handbesen oder der Hand allfällige Sägespähne oder anderweitigen Schmutz entfernen.
Unterseite wasserfest machen
Im nächsten Schritt muss die Unterseite der Fensteröffnung wasserfest gemacht werden. Die Ecken werden hierzu mit einem Schutz aus Plastik gesichert. Die wird festgetackert und dann mit einer wasserfesten Membran versiegelt. Wir verwenden hierzu wasserfestes »Klebeband«. Das wird einmal an der kompletten Unterseite der Fensteröffnung entlang verklebt.
Wie schon beim Dach gilt auch hier das Prinzip, dass von unten nach oben gearbeitet wird. Ist die erste Bahn verklebt, wird eine zweite Bahn einer etwas breiteren Membran angebracht. Dabei wird knapp ein Viertel mit der unteren Bahn überlappt. Anschliessend wird die breitere Bahn in die Fensteröffnung gefaltet, damit allfälliges Wasser nicht ins Holz gelangt, sondern über die Membran abfließt.
Fenster einsetzen
Wenn die Membran angebracht ist, geht es auch schon ans Einsetzen des Fensters. Das bedeutet im Klartext, dass die Keile platziert werden und das Fenster in Position gehoben wird. Das kann – je nach Größe, Handlichkeit und Gewicht des Fensters – von einer oder mehreren Personen erledigt werden.
Ist das Fenster in Position gebracht, wird es mit den kleinen Holzkeilen horizontal ausgerichtet. Dabei kommt selbstverständlich auch eine Wasserwaage zum Einsatz.
Sobald alles passt und das Fenster sowohl horizontal als auch vertikal mittig platziert ist, wird es fixiert – mit Nägeln. Ja, es wird einfach in die Wand genagelt. Dabei ist es sehr zu empfehlen, nur die Nagelköpfe anzuzielen und weder Vinyl noch Glas zu treffen. Die Nägel werden in einem Abstand von mindestens zwölf Zoll zueinander angebracht. Zum Glück kommen die Fensterrahmen mit vorgestanzten Löchern! Die darf man aber nicht alle nutzen, sondern sollte nur jedes zweite nehmen. Und direkt an den Ecken darf man übrigens auch nicht nageln.
Seiten versiegeln
Letzter Schritt bei der Fensterinstallation ist das Versiegeln der Seiten und der Oberseite des Fensters. Auch hier kommt wieder die wasserfeste Membran zum Einsatz. Diesmal wird sie aber auf Fensterrahmen und Holz geklebt und dichtet somit die ganze Sache ab. Wasser kommt so keines mehr durch. Perfekt!
Windows 8 wurde erfolgreich installiert
Das gesamte Prozedere wiederholen wir am Wochenende mehrmals. Der Vorgang an sich ist dabei zwar immer identisch, die Fenster jedoch sehr verschieden. Und auch die Platzierung ist nicht so einfach wie man sich das vielleicht denkt. Denn unsere Cabin ist auf Felsen gebaut und die sind nicht gerade eben. Ausserdem sind die Fenster in Schlafzimmer und Küche nicht aus dem Stand erreichbar. Also brauchen wir ein Gerüst. In Vancouver stehen zwei. Die habe ich allein vor lauter Klopapierrollenzählen leider nicht aufs Auto bekommen. Da wir aber ohnehin ein drittes Gerüst brauchen, kaufen wir am Samstag einfach eins. So schaffen wir es tatsächlich, bis zum Ende des Wochenendes sagenhafte acht Fenster einzubauen. Und ganz ehrlich: Da sind wir schon ziemlich stolz drauf.
Cabin Playlist
Musik ist Gefühl. Musik birgt Erinnerungen. Während des Baus unserer Cabin and der Upper Sunshine Coast lief diese Playlist hoch und runter.
So finden wir jederzeit zurück zu den Momenten voller Herausforderung, Freude und Zufriedenheit.
Cabin-Blog-Zeitleiste
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