Der erste Eindruck und das Kingdrama sind überstanden, das erste Frühstück ist im Magen. Also machen wir uns auf den Weg, und erkunden wir die vielen Facetten von Las Vegas. Bei Tag und bei Nacht.
Las Vegas Boulevard
Las Vegas im Januar ist genau unser Ding. Keine Wolke am Himmel, die Sonne strahlt und trotzdem ist es angenehm kühl, nämlich sagenhafte 12 Grad Celsius – ich weigere mich dies hier in Fahrenheit anzugeben. Lasst euch gesagt sein, das Wetter ist superb.
Der Las Vegas Boulevard wird gemeinhin auch als The Strip bezeichnet und reicht 6,8 km vom Mandalay Bay im Süden zum Strat im Norden. Entlang reihen sich zahlreiche Luxushotels wie das Luxor, MGM Grand, Belagio, Caesars Palace, Venetian oder auch das Wynn. Das Hotel New York New York liegt relativ südlich und damit eher am Anfang des Strip. Ich persönlich würde sogar sagen, hier geht’s überhaupt erst los, aber da haben sicher die Hotels weiter unten eine andere Meinung zu.
Am Freitagabend gaben wir uns – den ersten Eindruck nicht akzeptierend – gegen 12 Uhr (0 Uhr) dem Treiben auf selbigem Streifen hin. Geblendet von den ultrahochauflösenden und unfassbar riesigen LED-Leinwänden schlendern wir die lichtdurchflutete Straße entlang. Das Angebot an Shops und Restaurants, Bars und Nachtclubs ist gigantisch, und für zwei übermüdete Touristen wie wir es sind vermutlich zu gigantisch. Fast schon wie Motten flattern wir dem Licht nach, werden geblendet, verbrennen aber zum Glück weder Geld, noch selbst.
Bei Tageslicht und mit hellwachen Augen betrachtet sieht die Welt hier schon ganz anders aus. Und wenn ich sage, die Welt sieht anders aus, dann meine ich das auch so. Denn in wenigen Stunden kann man hier eigentlich einmal rund um den Erdball laufen. Und genau das machen wir auch. Wir tauchen ein in die unterschiedlichsten Kulturen und Architekturen des Erdballs oder zumindest in eine amerikanische Vorstellung derselben. Das alles ist unerwartet detailreich und gut gemachter Kitsch und Fake, der eigentlich nichts anderes macht, als gewaltige Shoppingmalls zu dekorieren. Es ist alles Fake, aber es ist schön.
Schritt für Schritt bemerke ich, dass mir Las Vegas gefällt. Es ist im Grunde genommen wie ein riesiges Disneyland für Erwachsene. Es ist sauber, die Gebäude und deren Einrichtung sind penibel geplant und thematisch ausgearbeitet, überall läuft Musik. Selbst auf der Straße muss man damit rechnen, dass einen Rihanna aus einem zwischen Kakteen versteckten Lautsprecher ansingt. Eventuell ist es aber auch die Sonne.
Verpflegung
Am Freitagabend hatten wir uns nach dem eher enttäuschenden Einstieg im Hotel noch auf die Suche nach Essbarem begeben. In einer Stadt wie Vegas, kein Problem. Das bereits erwähnte überwältigende Angebot erschwert es jedoch ein wenig. Überall vermutet man Abzocke und wagt sich dann eben doch nicht rein. Um so wunderbarer ist es daher, wenn man sich erneut der Moderne hin gibt und Apps wie Yelp oder Groupon zu Rate zieht.
Unser erstes Nachtmahl (Freitag) verspeisen wir im Hotel Cosmopolitan. Dort soll es einen geheimen Pizzaladen geben, wo die Pizza gut und günstig ist. Man findet das Ganze auf der zweiten Ebene, tatsächlich versteckt am Ende eines mit Albencovern gepflasterten Gangs. Problem ist aber, dass dem Adjektiv geheim sämtliche Bedeutung entzogen wurde, denn das Ende der Schlange ist nicht einmal zu erahnen. Dann eben nicht. Direkt daneben gibt es „Eggslut“. Hier gibt es alles, was irgendwie mit Eiern zu tun hat. Wir verspeisen einen Eierburger und ein Glas Kartoffelpüree mit pochiertem Ei und sind absolut begeistert von der Geschmacksexplosion. Eggslut im Cosmopolitan: eine absolute Empfehlung.
Wer den ganzen Tag über den Strip schlendert, der bekommt irgendwann Hunger. Wir wandern und hungern! Also frage ich Groupon und entdecke einen Deal: All-meat-you-can-eat für zwei Personen zum Preis von $26 statt $44. Pampas nennt sich der brasilianische Grill und befindet sich im Planet Hollywood Hotel. Meat Rodizio Lunch for Two nennt sich das ganze und besteht aus einem All-you-can-eat-Beilagen-Buffet mit Salat, Gemüse, Reis etc. und wird ergänzt durch delikat zubereitetes Fleisch am Spieß, welches mehrere Kellner permanent an den Tisch bringen und frisch auf den Teller des Kunden schneiden. Da gibt es vom Hähnchenschenkel, über Bratwurst im Speckmantel und Tenderloin bis hin Ahornsirup-Honig-Schinken und der gegrillten Ananas einfach alles, was man als Fleischfresser so mag.
Unterhaltung
Vor über zehn Jahren lief am Silvesterabend bei Arte eine Aufzeichnung von Cirque du Soleils damals neuester Show: Ka. Da flogen Menschen an Seilen durch die Luft und eine unglaubliche Bühne bewegte sich scheinbar schwerelos durch den Raum, richtete sich senkrecht im Raum auf und verlangte den Darstellern einiges ab. Ich erinnere mich genau, wie wir beide mit offenen Augen und Mündern vollkommen fassungslos davorsaßen. Das einmal in echt zu sehen, war ein Traum. Ein Traum, den wir uns heute erfüllt haben. Wir sehen Ka im MGM Grand in Las Vegas.
Gegen Mittag machen wir uns schonmal auf ins MGM Grand, um das Theater für den Abend zu finden. Man will ja vorbereitet sein. Als wir das Theater finden werden wir direkt angesprochen: Hi, ihr seid sicher wegen der kostenlosen Führung zur Show hier.“ – Ja, na klar … wussten wir doch … ja absolut … unbedingt und wow. Alle halbe Stunde kann man quasi hinter die Kulissen schauen und das Theater einmal leer und die Bühne in Action sehen.
Uns haut die schiere Größe des Theaters bereits um, aber als dann die Bühne die Bühne betritt, fallen wir beide beinahe zeitgleich um. Atemberaubend und ehrfurchteinflößend. Eine konventionelle Bühne gibt es hier eigentlich nicht. Dafür mehrere bewegliche Plattformen, den Zuschauerraum. Hauptdarsteller ist jedoch das sogenannte „Sand Deck“. 56 Tonnen bewegen sich nahezu schwerelos. Die Plattform misst knapp 7 x 15 x 2 Meter und dreht sich 360 Grad um die eigene Achse:
Am Abend dann die eigentliche Show und mir fehlen die Worte das Gesehene zu beschreiben. Es ist in der Tat eine legendäre Vorstellung. Nie habe ich etwas auch nur im Ansatz vergleichbares erlebt. Teilweise drückt die Spannung einen in den Sitz, weil man tatsächlich – so bescheuert das auch klingen mag – mit den Artisten mit fiebert ob sie es denn schaffen. Sei es der Kämpfer, der vom obersten Rand der senkrecht hochkant im Raum stehenden Bühne abstürzt und ins scheinbar bodenlose fällt, seien es die Seilartisten, die ungesichert durch den Raum gleitet und sich dabei teilweise nur mit dem Fuss im Nacken des anderen halten. Atemberaubend! Unbeschreiblich! Iconic and Epic!
Übrigens, die Leinwand auf dem folgenden Foto ist besagte Bühne. Nur mal so als Hinweis.