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Giebelwände und LVL

Unser Cabin an der Upper Sunshine Coast bekommt heute Giebelwände und einen tragenden Dachbalken. Was für eine Aufgabe!

Sommer in Lund

Bevor wir aber mit Berichten vom schweißtreibenden und hirnzermarternden Baufortschritt beginnen, will ich die Zeit nutzen, und euch ein paar Eindrücke von unserer Baustelle im Frühsommer geben. Denn jetzt ist ja bekanntlich die Zeit, wo es blüht und schön ist. Pflanzen haben wir hier eine ganze Menge. Die Vorbesitzer und jetzigen Nachbarn haben kleine Beete angelegt und da hauptsächlich Sträucher und Sukkulenten gepflanzt. Da das Grundstück seit Jahren nicht mehr bewohnt wurde, ist natürlich auch die Gartenpflege liegen geblieben. Schade. Dennoch gab es einige schöne Pflanzen und Blüten zu beobachten. Am Ende gibt es dann auch noch einen Blick vom Loft aus. Das hatten wir ja letztes Mal fertiggestellt.

Der Blick vom Loft. Warum wir uns wohl dafür entschieden haben, hier das Büro einzurichten und nicht das Schlafzimmer?




Giebelwände

Die untere Hälfte der Cabin steht, demnach steht auch die nächste Lieferung Baumaterial an. Das bedeutet, dass sämtliches Material für den Dachstuhl angeliefert wird, mitsamt Dampfsperren, Isolierung und allem Pipapo. Aus diesem Berg von Holz soll also zeitnah ein Dachstuhl entstehen. Und ganz ehrlich, haben wir noch keine richtige Idee, wie wir das angehen sollen. Aber wir scheuen ja bekanntlich keine Herausforderung und gehen es daher an. Oder besser gesagt, geht Rico es an.

Ein Lastwagen voller Isolierung.
Aus diesem Haufen Holz wird schon bald ein Dach entstehen.
Holz war aber auch mit dabei.
R22 ist der R-Wert der Isolierung, der die Wirksamkeit angibt.

So eine Giebelwand ist ein riesiges Dreieck. Wir brauchen zwei davon. Rein mathematisch gesehen sind die Dinger ja eine sehr logische Angelegenheit. Man berechnet den Winkel hier und ermittelt die Schenkellänge dort und hat am Ende einen ganzen Tag damit verbracht, alles auf dem Boden auszubreiten und immer wieder festzustellen, dass da irgendwas nicht stimmt. Und sobald man an dem einen Ende einen Balken ausrichtet, passt der andere Balken an der anderen Stelle nicht mehr. In jedem Fall sei gesagt: Die Giebelwand ist die bisher größte Herausforderung, weil sie einfach nicht so will, wie Rico es gern hätte. Ich hab ja sowieso keine Ahnung und von Mathematik und Winkelberechnung erst recht nicht, schlage dann aber vor, es doch einfach mal an einer Stelle zusammenzunageln und dann zu gucken, was passiert. Auf dem Bild unten sieht man, wie das Puzzle aussah.

Das Puzzle der ersten Giebelwand war nicht so einfach, wie wir uns das gedacht hatten.

Bekannt sind hier die notwendige Länge des einen langen Balkens in der Mitte – also theoretisch. Auch ist klar, wie lang der Bodenbalken für die Wand (rechts) sein sollte. Und auch ist eigentlich schon klar, wie lang die Balken sein müssten, die den Fensterrahmen bilden. Was ebenso klar ist, sind die Winkel, in denen die flachliegenden fetten Balken auf dem Bodenbalken stehen müssten. Also an sich alles klar, aber in Summe geht das irgendwie nicht auf. Und gerade ist es auch irgendwie nicht … ach, alles doof. Nach viel Rechnerei und Geschiebe und Probiere geben wir es für den Tag auf und wagen uns am kommenden Morgen noch einmal frisch ans Werk. Da sind wir mutiger, nageln einfach hier den einen Balken auf den anderen, hauen dort mit dem Hammer den Rest in Position und machen einfach passend, was nicht passen will. Und so schaffen wir es gemeinsam, das Wunderwerk einer Giebelwand aufzurichten. Die andere Seite geht dann überraschenderweise wesentlich schneller, und so haben wir mit einem mal eine Cabin, die nun schon fast nach Haus aussieht.

Aber wir haben es gelöst und nun thront die erste Giebelwand.
Langsam nimmt die Cabin auch Hausform an
Die ersten Dachsparren sind auch schon dran. Wie man sieht, treffen die sich oben in der Mitte nicht, sondern lassen einen Spalt. In diesen Spalt kommt der Dachbalken (LVL).
Es ist manchmal auch für uns selbst beeindruckend, was man aus eigener Kraft heraus erschaffen kann.




LVL – Furnierschichtholz-Firstpfette.

Giebelwände stehen. Hurra! Allerdings hört der Spaß hier noch lange nicht auf. Denn so ein Dach braucht ja nicht nur zwei Seitenwände, sondern auch einen seeehr großen und seeehr schweren zentralen Dachbalken. In der Fachsprache heißt das offenbar Firstpfette. Ich bleibe hier mal bei Dachbalken, weil ich ungern irgendwelche Buchstaben bei dem Wort vergessen will. Der Dachbalken spannt von Giebelwand zu Giebelwand. Im Englischen wird dieser schwerfällige Kollos einfach nur LVL genannt, im Deutschen hingegen trägt er den schönen Namen Balken aus Furnierschichtholz. Wenn man sich das Ding anschaut, dann weiß man auch, warum der so heißt.

Unsere Cabin ist 28 Fuß lang, also knapp 8,5 Meter. An den Außenkanten kommt je nochmal ein Fuß dazu, da das Dach einen Überhang haben wird. Das sieht nicht nur schnuckelig aus, sondern ist auch so vorgeschrieben. Also benötigen wir einen 30 Fuß langen Dachbalken. Damit so ein Dachbalken die komplette Länge sicher überspannen kann, muss er eine gewisse Dicke aufweisen. Die uns zur Verfügung stehenden LVL sind 2×10 Zoll. Um die notwendige Dicke zu erreichen, müssen wir zwei solche LVL zu einem zusammennageln. Also brauchen wir schonmal zwei. Da ein solcher LVL maximal in einer Länge von 16 Fuß zu erwerben ist, brauchen wir in Summe vier dieser Monster. Zwei LVL werden auf eine Länge von 16 Fuß gekürzt – wir wissen ja bereits, hier ist nichts so groß oder so lang, wie es der Name verspricht -, einer wird auf 14 Fuß gestutzt und der letzte wird zu zwei 7 Fuß langen Stücken zerteilt.

Wir starten also mit vier 16 Fuß langen Balken (A, B, C und D). A stutzen wir auf 14 Fuß, Balken B und C schneiden wir auf 16 Fuß zurecht und Balken D zerteilen wir so, dass zwei exakt 7 Fuß lange Stücke entstehen. Daraus ergeben sich also folgende Einzelteile: A14, B16, C16 sowie zweimal D7 – die Zahl kennzeichnet je die Länge des Bauteils. Der Dachbalken muss am Ende 30 Fuß lang sein. Damit er stabil ist und die ganze Länge überspannen kann, brauchen wir zwei Reihen, die zu einem Balken zusammengenagelt werden. Um die sich überlagernde Länge der Einzelteile so groß wie möglich zu gestalten, setzen wir die Balken wie folgt zusammen: A14 plus C16 ergeben eine Seite und D7 plus B16 plus D7 ergeben die andere Seite des Dachbalkens. So überlagern die Einzelteile maximal.

Auf dem Bild sieht man, dass zwei Einzelteile separat liegen, eines in der Mitte und eines relativ weit hinten links. Dabei handelt es sich um die D8-Stücke. Der Grund: das Zeug ist echt verdammt schwer. Anstatt den Balken also komplett auf dem Boden zusammenzubauen und dann in die Spalte am oberen Ende der Giebelwand zu hieven, verbinden wir erstmal nur drei Teile miteinander. So ist der Dachbalken noch nicht ganz so schwer und lässt sich halbwegs einfach in Position bringen. Was in dem Video innerhalb von weniger als einer Minute abgespult wird, hat in Summe übrigens knapp eine halbe Stunde gedauert. Irgendwie ist die Bildqualität ziemlich schlecht, aber man kann trotzdem erahnen, was wir gemacht haben.

Für die schlechte Bildqualität entschuldige ich mich aufrichtig. Aber man bekommt ja dennoch eine Vorstellung, was abging.
Der Dachbalken ist eingebaut.
Cabin mit Giebelwänden und eingebautem Dachbalken aus Furnierschichtholz.

Als Nächstes kommen die Dachsparren dran. Auf Englisch heißen die Dinger übrigens Rafters. Da wir vom Fach in Deutschland ja bekanntlich keine Ahnung haben, werden wir bei den englischen Bezeichnung bleiben und demnach Rafters einbauen. Das wird spannend!

Cabin Playlist

Musik ist Gefühl. Musik birgt Erinnerungen. Während des Baus unserer Cabin and der Upper Sunshine Coast lief diese Playlist hoch und runter.
So finden wir jederzeit zurück zu den Momenten voller Herausforderung, Freude und Zufriedenheit.

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