Viele Wege führen aufs Dach
Ich möchte direkt vorwegschicken, dass die Bauweise von Dächern hier in British Columbia und somit die in diesem Beitrag vorgestellte Art und Weise ein Dach zu decken von der Dachbauweise anderenorts abweichen kann. Wir orientieren uns beim Dachbau an dem Vorgehen, das uns lokale Fachleute mitgeteilt haben und auch an dem, was in den allgemeinen Bauvorschriften der Provinz (BC Building Code) festgelegt ist.
Zwei Optionen zum Bau einer Unterkonstruktion
Die Rafter (Sparren) sind eingebaut und damit steht das Gerüst für den weiteren Dachbau. Offenbar scheiden sich die Geister, wie ab hier weiter vorgegangen werden sollte. Einig ist man sich über die notwendigen Komponenten: eine Konstruktion aus horizontalen und vertikalen Holzlatten (Holzkonstruktion), wasserfeste Folie und Holzplatten. Der Streitpunkt ist nun der, ob die Holzplatten unter oder auf die Holzkonstruktion kommen und damit, ob das eigentliche Dach auf den Holzplatten oder auf der Holzkonstruktion befestigt wird. Was richtig ist? Keine Ahnung. Wir können euch nur sagen, wie wir es gemacht haben und wieso. Damit ihr aber versteht, welche Optionen wir haben, seien beide kurz genannt:
Unsere Unterkonstruktion
Der BC Building Code schreibt vor, dass in unserem Dach zwischen der Oberkante der Dachisolierung und der Unterseite der Holzplatten, die das Dach tragen, Luft zirkulieren kann. Zirkulieren heißt in diesem Zusammenhang, dass die Luft von der Unterseite des Dachs – also dem unteren Ende der Rafter-Nasen – bis zum Dachfirst fließen kann. Das sorgt zum einen für eine gute Feuchtigkeitsabfuhr und reguliert wohl zum anderen die Temperatur recht gut. Unsere Rafter sind 10 Zoll dick. Die Isolierung für das Dach ist in Summe genau 9 Zoll dick. Also müssen wir auf Variante zwei gehen: die Holzkonstruktion direkt auf die Rafter und dann mit Holzplatten abdecken. Nur so erlauben wir den vorgeschriebenen Platz für die Luftzufuhr.
Das bedeutet nun abermals, minimale Neuplanung, da der Originalplan nach Option eins geplant ist. Entsprechend sind auch die Materialien bestellt und geliefert. Aber das ist kein Problem, da wir auch mit Option zwei alle Latten nutzen können. Allerdings reichen die nicht aus, weshalb wir noch ein paar wenige nachkaufen müssen. Doch auch das ist für unseren MINI kein Hindernis.
Holzkonstruktion – Strapping
Rafter sind vertikal verlaufende Balken, die im Abstand von 24 Zoll zueinander stehen. Auf diese kommt nun die besagte Holzkonstruktion. In unserem Fall besteht diese aus übereinandergelegten und miteinander vernagelten 1×4-Holzlatten. Wieso 1×4? Weil die für den Bau nach Option eins sowieso gebraucht wurden und wir die nun einfach anderweitig verwenden. Schlau, wah!
Da wir versuchen wollen, so wenig Abfall wie nur möglich zu produzieren, verbringen wir sehr viel Zeit damit, genau zu berechnen und zu planen, auf welche Länge wir die Latten schneiden müssen. Aber das gehört einfach dazu, zumal die Preise für Holz mal wieder enorm angestiegen sind und man ja nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch nachhaltig agieren will.
Holzplatten – Sheating
Auf dem zukünftigen Schlafzimmer haben wir die Holzlatten schon fertiggestellt und dort auch schon den nächsten Arbeitsgang begonnen: die Holzplatten. Das zum einen, damit wir uns erstmal am nicht so steilen Dach ausprobieren können und zum anderen, damit wir eine Ablagefläche für die Holzlatten und restlichen Holzplatten haben. Die Holzplatten werden nun wiederum einfach nur auf die horizontal verlegten Holzlatten genagelt. Von unten sieht das dann so aus:
So eine Holzplatte misst übrigens 4 × 8 Fuß, ist ziemlich schwer und ungemein unhandlich. Man kann sich vielleicht vorstellen, dass die Umlagerung der Holzplatten mit jeder Menge Schweiß und stellenweise auch Flüchen vonstatten ging – bei knapp 30 Grad. Aber ohne Fleiß gibts keinen Preis, die Platten müssen aufs Dach. Immerhin kommt irgendwann der Regen. Das ist übrigens auch unser Ziel für dieses Jahr. Wir wollen die Cabin weitestgehend wetterfest machen, bevor der Winter kommt. Und winterfest bedeutet eben, dass ein Deckel auf der Holzbox ist, damit kein Wasser mehr reinlaufen kann. Wie schon beim Bau der Außenwände ist übrigens auch der Bau der Holzkonstruktion und das Aufbringen der Holzplanken sehr befriedigend, da man sehr schnell Fortschritte sieht.
Wasserfeste Folie bzw. Membran
Holz hat ja die unangenehme Eigenheit, dass es nicht ganz dicht ist. Da haben wir was gemein. Damit die fehlende Dichtigkeit der Holzplatten nun nicht zu einer permanenten und ungewollten Befeuchtung des Innenraums führt, gibt es da was. Eine wasserdichte Folie oder Membran, die man auf den Holzplatten festtackert. Dafür wiederum gibt es einen überdimensionalen Tacker, wie ihn Beamte aus ihren (Alb-)Träumen kennen. Statt der wasserfesten Membran kann man wohl auch einfach Teerpappe verwenden und die auf die Holzplatten nagen. Wir sind aber fancy und entscheiden uns for the good stuff in Blau.
Die wind-, wasser-, schnee-, hagel-, sturm-, tornado- und sonstnochalles-sichere Membran ist super einfach verarbeitet. Verlegt wird das Zeugs von unten nach oben, da man so die Überlappungen automatisch richtig herum hat. Da Wasser ja die berauschende Eigenschaft hat, von oben nach unten zu fließen, sollte man sicherstellen, dass eben selbiger Weg entlang der Dachoberfläche gut versiegelt ist. Man legt also eine Reihe der Membran auf, tackert das blaue Band fest und legt dann die nächste Reihe mit einem vorgegebenen Überstand obendrauf. Dabei tackert man dann die untere Bahn nochmals mit fest und sichert so, dass Wasser korrekt auf die untere Plane abfließt und nicht in eine eventuelle Ritze.
So ein Spitzdach hat bekanntlich zwei Seiten. Da, wo diese beiden Seiten aufeinandertreffen, bleibt ein Loch. Und das Loch ist gewollt, damit die Luft zirkulieren kann – wir erinnern uns? Wenn das Dach dann irgendwann fertig gedeckt sein wird, wird dieser offene Steifen mit einer sogenannten Ridge Cap versehen sein, die das Wasser an die Seiten ableitet. Bis es aber so weit ist, muss auch der Spalt mit der Membran zu getackert werden. Eine abenteuerliche, anstrengende und zugleich ermüdende Angelegenheit. Doch alle Arbeit ist der Muhe wert, wenn man sich mit einer Tasse Kaffee hinsetzen und ein wenig stolz vor sich hin murmeln kann: Das haben wir ganz allein gebaut.
Cabin Playlist
Musik ist Gefühl. Musik birgt Erinnerungen. Während des Baus unserer Cabin and der Upper Sunshine Coast lief diese Playlist hoch und runter.
So finden wir jederzeit zurück zu den Momenten voller Herausforderung, Freude und Zufriedenheit.
Cabin-Blog-Zeitleiste
Alle Beiträge zur RITICOLO Cabin haben wir in dieser fetzigen Zeitleiste zusammengefasst. Viel Spass beim Lesen und gern auch Kommentieren.
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