Nachdem wir stundenlang am Ufer standen und mit Tränen in den Augen unserem April-Point-Häuschen gewunken haben, sind wir doch endlich Richtung Fähre in Nanaimo losgekommen. Auf geht es in den Garibaldi Provincial Park auf dem Festland.
Erste Nacht
Wir sind wieder auf dem “Festland” und auch schon im Garibaldi Provincial Park angekommen. Kanada bietet uns unterdess eine seiner bisher großartigsten Vorstellungen: Regen mit Regen auf Regen und an Regen. Zum Glück haben wir ja nicht vor, uns mitsamt Gepäck auf einen vom Parkplatz knapp drei Kilometer entfernten Campingplatz zu schleppen, um dort in strömendem Regen ein Zelt aufzubauen und Essen zu kochen. Ach haben wir? Na verdammt! Wirklich? Nö, nicht mit uns! Dafür sind die Stadtherren dann doch ein wenig zu etepettete oder wie man das schreibt.
Wir fahren einfach noch 20 Kilometer weiter und landen in Whistler. Ein kurzer Abstecher in die Touristeninfo versorgt uns zunächst einmal mit Internet. Also auf zum Hotelpreisvergleich. Da es aber mittlerweile schon 17.30 Uhr ist, kann man nicht mehr online buchen. Na dann eben nicht. Zum Glück hat die Information einen “Accomodation”-Schalter. Dahinter sitz ein ein sehr kleines Männlein (JA, kleiner als der Tilo), der sich als außerordentlich nett entpuppt. Er bietet uns die Summit Lodge zu einem akzeptablen Preis an. Gekauft.
Da wir ja irgendwie mit unseren Hotels bisher immer Glück hatten, erhalten wir natürlich dieses Mal ein Zimmer, bei dem einem die Augen rausfallen: Das Bett ist nicht gemacht, im Bad liegen noch feuchte Handtücherund auf der Küchenzeile steht ein Getränkebecher mit Inhalt. Ein Traum. Einmal kurz beschwert, ziehen wir ein Zimmer weiter. Das letzte noch freie in dieser Nacht. Leider auch das Größte im ganzen Hotel. Zu blöd! Na dann: Gute Nacht!
Garibaldi Provincial Park – Nun aber wirklich! Oder?
Nach einer trockenen Nacht im Hotel geht es nun doch endlich in Richtung Garibaldi Provincial Park. Am Parkplatz angekommen, informieren wir uns an einer entsprechenden Tafel über den Zustand des Trails, die Wetterlage und andere Dinge, die man so wissen muss. Dann “einchecken”, sprich: Einen Umschlag mit Namen, Ankunft und Aufenthaltsdauer beschriften, die Camping-Gebühr reinstecken und … MOMENT … Bargeld! Drei Nächte für zwei Personen a CAD 10 die Nacht und Leut ergeben CAD 60. Verdammt, die haben wir Plastikgeldkinder natürlich vergessen abzuheben. Also: Rein ins Auto, 15 Kilometer zurück zu einer Tankstelle, zum ATM, CAD 1,50 Gebühr bezahlt … Frechheit, ich habe doch DKB! Naja, was soll es. Und was nun noch? Na klar: “Unauthorized Usage”. Bitte? Egal, is der sch$%& Automat halt kaputt. Also rüber in die Trucker-Kneipe zum ATM CAD 2 Gebühr und “Unauthorized Usage”! Verdammt… ich habe Urlaub! Ich will keinen Stress hier.
Nochmal 10 Kilometer weiter ist dann wieder Whistler. Dort bekommen wir endlich in einer echten Bank am Automaten Geld. CAD 1,75 Gebühr.
Zurück zum Parkplatz, Umschlag befüllen und einwerfen, Rucksäcke auf und los geht’s. Super! Endlich! Ach ja … der Trail zum Campingplatz ist übrigens 9,5 Kilometer lang und überwindet knapp 800 Höhenmeter. Klingt an sich nicht sooo viel, aber es geht permanent bergauf, also wirklich ohne Pause bergauf. Und das macht mit dem Gepäck richtig Spaß. Wir machen mehr Pause als Fortschritte und meine Gesichtsfarbe schwankt von leichenblass bis feuerrot. So steil!
Der steilste Anstieg ist jedoch auf den ersten 8 Kilometern. Da bleibt einem echt die Luft weg, zumal wir am Ende auf knapp 1600 Meter Höhe landen werden. Aber irgendwie geht das ganze dann doch.
Als wir am Garibaldi Lake ankommen, bleibt uns dann schon wieder die Luft weg. Diesmal jedoch nicht wegen körperlicher Anstrengungen oder dünner Luft (naja doch, aber nur n bisschen), sondern wegen dem Blick auf den See.
Und genau da ist der Campingplatz… “This was worth it!!!”
Nächtlicher Besuch
Nach dem doch sehr anstrengenden Tag bauen wir unser Zelt auf, kochen unser Essen und wollen zeitig schlafen gehen. Soweit so gut. Hatte ich erwähnt, dass es tagsüber hin und wieder kurz geregnet hat? Was soll ich sagen: in der Nacht tat es das fast pausenlos. Zudem war es echt kalt. Das dachten sich wohl auch die Waldbewohner. Also trippel hier, krbkrb da. Super da rennt mitten in der Nacht ein Eichhörnchen im Vorzelt rum. “Gute Nacht” geht für Stadtkinder anders, aber irgendwann ist wieder Ruhe und ich kann wieder schlafen. –> Achso … und Tilo hat davon natürlich nichts mitbekommen.
Abstieg
Der Abstieg ist wie erwartet weniger anstrengend, als der Aufstieg. Da in Kanada ein langes Wochenende ansteht (Labour Day Weekend) verwandelt sich der Trail bald in eine geschäftige Verkerhsader. Unzählige Wanderer schleppen sich und ihr Campingequipment die 9 Kilometer hinauf zum Garibaldi Lake. Auch wenn der Campingplatz groß ist, wird es da vermutlich ziemlich voll werden. Offenbar haben wir uns da dann doch richtig entschieden.
Auf dem Trail wird es abwechselnd kalt und warm. Das Wetter in den Bergen ist echt unberechenbar. Aber Am Parkplatz angekommen, hat man dann das Gefühl gegen eine Wand zu laufen. Hitze!!! Unfassbar. Da oben kommt man aus dem Zittern nicht mehr raus und tropft aus allen Ecken und Enden und hier unten … schwitzen.
Planänderung
Wie bereits erwähnt, haben wir uns kurzfristig dafür entscheiden, den Tourplan etwas umzugestalten. Geplant war ja, in den Yoho National Park zu fahren, um dort den Iceline Trail zu wandern. Als wir wieder Internet einsehen können, prüfen wir das erwartete Wetter im Yoho National Park und stellen fest: max. 15° und min. -2°. Zusätzlich spielt nun also auch noch der Wetterbericht in unsere Richtung.
Also entscheiden wir uns dazu, ein Hotel in Vancouver zu suchen und den Rest vom Urlaub als Urlaub zu verbringen. Ohne nasse Klamotten und ohne Kalt. Problem: Das bereits erwähnte Labour-Day-Weekend. Natürlich sind da sämtliche Hotels in Vancouver ausgebucht. Na toll … und dann haben wir ja auch noch für Sonntag eins in Whistler reserviert. Also erstmal schnell das Hotel stornieren … und SURPRISE … Zeitraum zum Stornieren ist abgelaufen … MIST … Na dann Whistler again … auf gehts …