Banff IST unumstritten das pulsierende Zentrum der Rocky Mountains. Allerdings liegt der Puls nicht offen, sondern muss erkundet werden. Wie man den menschlichen Puls an der Hauptschlagader nur ertasten kann, so muss man auch den Pulsschlag von Banff und den umliegenden Bergen erfühlen. Daher vorneweg der Tipp: Banff nicht an einem Tag oder gar auf der Durchfahrt abfertigen, sondern Zeit nehmen. In der Umgebung des Ortes ergeben sich zahlreiche lohnenswerte Ausflüge in die Berge, wo man sich selbst mit der Natur messen kann. Banff allein an dem ersten Eindruck zu messen, wäre falsch, denke ich.
Denn der erste Eindruck ist und bleibt der einer Touristenhochburg. Aber das ist klar. Tourismus ist die Nahrung der Stadt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Straße etwas gefüllter, die Schilder etwas bunter, die Auswahl aber eben auch merklich größer ist. Ernüchternd ist die Erkenntnis, dass man auch in der vermeintlichen Off-Season (worin wir uns eigentlich zu befinden gedachten) nicht automatisch einen Stellplatz mit Full Hock Up bekommt (Full Kock Up = Wasseranschluss, Strom und Abwasser direkt am Platz). Einen unserviced Stellplatz (unserviced = ohne Anschlüsse direkt am Platz) bekommt man aber allemal, was gerade mit einem so komfortablen RV wie wir es haben, durchaus okay ist. Immerhin haben wir auch unsere Lehre aus dieser Erfahrung gezogen und sofort einen Full Hock Up Stellplatz im ebenso beliebten Jasper reserviert. Auch die übrigen Campingplätze haben wir zumindest angefragt.
Aber zurück zum Anfang. Banff ist klein, okay, aber im Vergleich zu allgemeinen nordamerikanischen Kleinstädten, deren Bebauung sich auf einstöckige Motels, Tankstellen, kleine Grocerys mit beschränktem Angebot und einige Wohnhäuser beschränkt, ist Banff einzigartig. Hier gibt es, dem Tourismus geschuldet oder gedankt zahlreiche Souvenirläden, sowie Läden verschiedener Marken, einen Food Court und einen Safeway. Die umliegenden Berge ragen auch hier mächtig in den Himmel und der Bow River zeichnet einige malerische Bilder in die Landschaft. Im Grunde kann man hier alles machen, was man will. Wir beschränken uns auf einen Spaziergang durch den Ort und einen Hike vom Banff Springs Hotel zurück zum Campground.
Nachdem wir das imposante Banff Springs Hotel erkundet haben, folgen wir dem Bow Falls Trail und dem sich anschließenden Hoodoo Trail bis zu unserem Camping Platz. Stadteinwärts geht auf der rechten Seite kurz hinter dem Hotel der Weg zu den Bow Falls ab. Gleichnamige Fälle lassen sich statt vom sicherem Ufer aus, auch ein wenig aufregender erkunden: Rafting. Richtung Downtown bietet der Pfad entlang des Bow River bereits schöne Ausblicke. Überquert man aber die Banff Avenue und folgt dem Pfad stadtauswärts, so erklimmt man einen kleinen Hügel und wird kurz darauf mit einem absolut unschlagbaren Blick auf das Banff Springs Hotel belohnt. Atemberaubend gliedert sich das von Nahem so kolossal und massiv wirkende Gemäuer in den dichten Wald ein. Ein wirklich großartiges Bild.
Imposant auch der restliche Teil des Trails, auf dem wir knapp 4 Kilometer bis zum Campingplatz wandern. Hier verstehen wir auch endlich das Beschilderungssystem des Banff National Park. Trails sind verschiedenfarbig gekennzeichnet. Etwas eigensinnig bleibt die Beschilderung dennoch. Auf langen in den Boden gerammten PVC Latten (sieht ein wenig aus wie die gute alte Paneele von der Decke) werden kleine Quadrate in der Farbe des Trails geklebt und mit einem Pfeil versehen, der in die zu bewältigende Richtung zeigt. Wenn man allerdings den Trail von der falschen Seite beginnt und keine „Legende“ bekommt, dann kapiert man das ganze System nicht (wobei ich auch nicht verstehe warum da nicht auch am Ende nochmal so ein Schild steht mit den Trailfarben). Nichts destotrotz, sind kommen wir am Ende doch am Camper an und natürlich (es scheint mittlerweile schon eine kleine Tradition) setzt auf dem Weg leichter Regen ein.
Wie nannte ich es oben? Sich selbst mit der Natur messen…ich denke, dass haben wir heute getan. Zumindest vorläufig…