Meine Einarbeitungszeit in Buchs neigt sich dem sprichwörtlichen Ende entgegen und damit auch die Anzahl der noch möglichen Ausflüge in die Umgebung. Da will jeder Schritt gut überlegt sein.
Saturday
Am Samstag entscheide ich mich für einen kleinen «Städtetrip», gekröhnt vom mächtigsten Wasserfall Europas. Mit der SBB ist das ganze auch überhaupt kein Problem. In Buchs in die Bahn ein- und einmal in Rorschach umgestiegen, geht es flott voran. Rorschach liegt übrigens direkt am Bodensee, was mir einen entspannten kleinen Spaziergang entlang der Uferpromenade ermöglicht.
Der Rheinfall
Nein, ich will nicht meckern. Die Rheinfälle von Schaffhausen sind schon eine ganz neckische Angelegenheit. Gut, sie stinken neben den Niagarafällen und diversen anderen Wasserstürzen in Kanada gewaltig ab. Aber immerhin: gewaltig. Die Wassermengen sind ohne Frage beeindruckend, ebenso die gesamte Anlage rund um die Wasserfälle. Ich komme mit der Bahn an, das bedeutet: Ich komme oben am Schloss Laufen an. Entsprechend führt mich der Weg zunächst einmal hinab ans Rheinufer. Doch anstatt mich den schlangestehenden baldigen Bootsfahrern anzuschliessen, flaniere ich den naturbelassenen Weg entlang des Rheinufers hinunter, der wenig später auf eine Brücke führt. Den Rhein unter mir und direkt im Anschluss wieder neben mir, wandere ich auf die – ich nenne es mal so – Aussichtspromenade zu. Von dort hat man einen schönen Blick und kann am Ufer weitergehen und dem Weg bis zurück zum Schloss folgen. Ein schöner Rundgang.
Sonntag
Der Seealpsee
Sonntag. Da ich ja noch immer meine SBB-Tickets habe und meine Zeit in der Ostschweiz langsam aber sicher abläuft, nehme ich auch am Sonntag den Zug. Und zwar ins Appenzellerland. Dort gibt es nicht nur, aber auch Käse. Vor allem gibt es Ausblick. Und was für einen: saftige Wiesen, in die man am liebsten reinbeissen will, wenn man eine Kuh wäre, strahlend blauer Himmel und in der Ferne – und bald in der Nähe – schneebedeckte Berge.
Mein Ziel für den heutigen Tag ist übrigens der Seealpsee. Laut Internet ein beliebtes Ausflugsziel für die lokalen Wanderfritzen und offenkundig auch für die temporären, also mich.
Der Seealpsee ist sehr komfortabel mit dem Zug erreichbar. Also nicht der See an sich, sondern vielmehr der Parkplatz von dem aus der Weg startet, der die Menschen zum Seealpsee führt, beziehungsweise auf dem die Leute lang gehen können, um am Ende dann am See anzugelangen – weil der Weg an sich ja nicht führt … ach ihr wisst was ich meine. Anhand der Unmengen von Blechkanistern auf dem Parkplatz lässt sich bereits erahnen, dass es hier nicht gerade wenige lokale Wanderfritzen gibt. Es ist berstend voll. Aber ich nehme an, das verläuft sich noch. Also frischen Mutes losgestapft:
Bereits im Internet wird man darüber informiert, dass es zwei Wege gibt, die zum Seealpsee führen. Der eine geht direkt vom Parkplatz ab, und der andere windet sich durch den Wald am Berghang entlang und mündet dann in die idyllische Landschaft. Die Kuh in mir, die soeben noch das Gras fressen wollte, folgt dem Herdentrieb und damit ersterem Weg. Dieser entpuppt sich als asphaltierte Strasse, auf der nicht nur blecherne Kaventsmänner und -frauen unterwegs sind. Aber das alles ist mir egal, denn die Berglandschaft ist atemberaubend schön. Und es dauert nicht lange, bis die erste Berghütte die Abzweigung zum idyllischen Wanderweg kennzeichnet.
Aber das hebe ich mir für den Rückweg auf. Ich folge den Menschenmengen und werde nur wenig später mit dem kleinen Einod namens Seealpsee belohnt. Zunächst einmal stärke ich mich mit einer Rivella, bevor ich mich an die Umrundung des Sees mache. Auf dem Bild erkennt man weiter hinten im Sonnenlicht eine Ansammlung von Hütten. Dort gibt es zuvor erwähnten Käse zum Probieren und Erwerben. Beides ist mir nicht vergönnt, da der Erwerb eines Molkereiprodukts in Anbetracht der baldigen Abreise relative sinnfrei wäre und auch die Kuh in mir den Vorgang ablehnt.
Der Seealpsee ist kein stiller Ort. Wenn nicht Kinder schreien oder singen, dann ballern Bässe aus dem ein oder anderen Mobiltelefon der zahlreichen grillenden Menschengruppen. Ja, das ist ein wenig störend, aber diese Aussicht: