On the Road
Vermutlich wird dies die längste Strecke sein, die wir am Stück fahren. Das Navi gibt uns 400 km und 6 Stunden Fahrzeit an. Auf der Strecke windet sich der Highway durch dicht bewaldete Felsketten und eröffnet uns Stück für Stück die Weite des Landes. Gigantisch sind die Ausmaße, denen wir uns gegenüber sehen. Hier beschränkt sich die Macht des Menschen auf das Pflastern von Straßen und das Verlegen von Stromleitungen durch die übermächtige Natur.
Weder die vernebelten Berggipfel, noch die Baumwipfel sind empfindsam für menschliche Egozentrik. Was wie weiche Wattestreifen wirkt, die sich um und über begrünte Bergwipfel windet, sind in Wirklichkeit Wolken. Ein Indiz dafür, weshalb nicht nur der Boden, sondern auch Bäume und Felsen mit dicken Mooskissen bedeckt sind. Irgendwann aber ändert sich das Bild und aus den Wattebäuche werden Rauchschwaden. Bergwälder stehen in Flammen. Rauch zieht in den Himmel auf. »BC was burning, my friend«.
Princeton
Einen kurzen Zwischenstopp machen wir in Princeton. Keine besondere Stadt, eben eine typische nordamerikanische/südkanadische Kleinstadt. Eine Main Street an der das Leben stattfindet und eine Durchfahrtsstraße, die den Rest der Welt anbindet. Lebensmittel kaufen wir im „Overwaitea Food“ Store. Die Preise sind im Vergleich zu Deutschland enorm. Zudem verwirren Schilder, die reduzierte CARD Prices proklamieren. An der Kasse dann die große Überraschung: die Kassiererin besorgt uns eine CARD und wir erhalten den reduzierten Preis. Kanadische Freundlichkeit! Überhaupt ist es auffällig, wie offen die Menschen hier sind. Wem auch immer man auf der Straße oder auf dem Weg begegnet, er grüßt. Undenkbar in Deutschland. Warum eigentlich?
Nach Princeton wird der Weg öde. Ellenlange Straßen ziehen sich durch das Weinanbaugebiet. Teils bewaldete, teils von Geröll überdeckte Berghänge. Hier und da gräbt sich ein Fluss durch die Landschaft. Obstmärkte säumen den Weg. Ansonsten muss man schon zugeben, dass sich die Strecke nicht lohnt.
Osoyoos
Plötzlich öffnet sich das Panorama auf einen hellblauen See inmitten der Berge. Wir nähern uns Osoyoos. Hier scheint das Leben zu pulsieren, auch wenn die Stadt ein wenig künstlich wirkt und man das Gefühl hat, ein kanadisches Disneyland zu erfahren. Vor allem junge Menschen und Familien kennzeichnen das Straßenbild. Eine angenehme Abwechslung zur recht öden Strecke bis hier und auch von hier.
Bis Christina Lake sind es noch einige Kilometer. Es zieht sich. Und doch kommen wir an. Erkunden ein wenig die Gegend, aber viel ist hier nicht los. Der See ist kalt, aber schön gelegen. Rico und ich wagen uns in die Fluten, aber nur kurz. Jens besucht am Abend noch den RV-Park-eigenen Pool. Der war warm. Na verdammt.