Nach einer guten Mütze voll Schlaf mache ich mich an meinem ersten Tag auf den Weg zum Frühstück. Von meiner Unterkunft aus sind es knapp 15 Minuten bis Metropolis – einer großen Mall. Dank Internet finde ich recht schnell raus, dass es dort einen Tim Hortons gibt – DAS kanadische Fastfood Restaurant. Hier frühstücke ich erst mal ordentlich – also ordentlich nach kanadischen Maßstäben, nicht meinen.
Der Weg dorthin ist teilweise gesäumt von Kirschbäumen in voller Blüte.
Da ich viel zu früh wach bin – es ist gerade erst 8:00 Uhr – beschließe ich, mir eine Compass Card für TransLink zu kaufen und diese mit Guthaben aufzuladen. Mit dem SkyTrain fahre ich in die Stadt und schaue mich dort um.
Es ist ein bisschen so wie am ersten Tag im Urlaub – man hat das Gefühl, man müsste sich alles heute ansehen und rennt wie ein Irrer von A nach B. Irgendwann stell man dann fest, dass man ja noch zwei Wochen Zeit hat und lässt es langsamer angehen. In meinem Fall ist es ja nun noch krasser – ich habe jetzt alle Zeit der Welt mir hier alles anzusehen. Das wird mir langsam klar und das Grinsen wird immer breiter. Ich kann es immernoch nicht fassen. Ich bin jetzt hier und darf hier bleiben. An diesem schönen Flecken Erde lassen wir uns nun nieder. UNFASSBAR!
So wandere ich bei bestem Wetter durch die Straßen und genieße die Zeit.
Als «Hausaufgaben» für die Zeit bis Tilo hier ist, hatte ich mir vorgenommen, ein Bankkonto zu eröffnen und die Sozialversicherungsnummer zu beantragen. Ich beginne mit dem Bankkonto. Es gibt bei der Bank of Montral (BMO) ein Konto für Neuankömmlinge wie uns. Das macht mich neugierig und ich lasse es mir erklären. Nur 15 Minuten später gehe ich mit einem Giro- und einem Sparkonto sowie der dazugehörigen Debit-Card aus der Bank. Bankkonto: Check.
Da das so gut gelaufen ist, gehe ich gleich noch das nächste Thema an und organisiere mir eine SIN – Social Insurance Number. Diese bekommt man hier nicht automatisch, sondern muss sie beantragten. Ich sehe mich also schon Beamten-Pingpong spielen und von Büro zu Büro eilen, um den Passierschein A38 zu ergattern. Aber wir sind hier ja nicht im alten Rom oder in Deutschland. Hier ist Kanada und daher gibt es ein Büro von «Service Canada» in der Innenstadt. Nach weiteren 15 Minuten werde ich aufgerufen, muss ein paar Fragen beantworten und stolz meine PR (Permanent Resident) Bestätigung vorzeigen. Ich verlasse weniger als 10 Minuten später den Platz des sehr freundlichen Bearbeiters mit einem Ausdruck auf dem meine SIN steht. Weiterhin erhalte ich eine Übersicht, welche Dinge ich auch noch organisieren kann. Auf dem Zettel finden sich sämtliche Behörden und Institutionen mit Adressen, Telefonnummern und Öffnungszeiten. Was will man mehr. Zumal ich von der Liste auch nur noch eine Sache brauche – die Ummeldung des Führerscheins – aber das hat Zeit.
Da nun meine Hausaufgaben erledigt sind, wandere ich etwas zielloser durch die Stadt. Ich komme an unserer neuen Wohnung vorbei und lande schließlich am Canada Place – dem Kreuzfahrthafen der Stadt.
Da mein Handy mittlerweile ganz schön Federn bzw. Akku gelassen hat, beschließe ich, mich in Gastown in ein Cafe zu setzen und dort Strom zu ergaunern. Ich lande dabei zufällig in dem Cafe mit dem besten Cheesecake der Stadt. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und bestelle mir einen Oreo-Cheescake … und was soll ich sagen, der Titel ist berechtigt. Nach einer weiteren Runde entspannten Schlenderns lande ich wieder in Gastown und beschließe nochmal auf alten Pfaden zu wandeln. Ich gehe in den Pub, in dem wir schon 2010 sehr gut gegessen haben: Blarney Stone. Hier lasse ich den Abend bei Poutine und einem Guinness ausklingen.
Anschließend fahre ich heim und stelle fest, dass ich heute 15km zusammengewandert bin. Das erklärt die schmerzenden Fußsohlen.