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Canada Kanada 2010

Waterton Lakes National Park

Der Bertha Lake Trail im Waterton Lakes National Park stellt unsere erste Hiking-Herausforderung in Kanada dar. Was wir erlebt haben.

400 Kilometer. Pah. Heute sind wir laut Navi 566 Kilometer vom Campingplatz am Christina Lake bis zum Waterton Lakes National Park gefahren. Plus weiterer 110 Kilometer, um auch tatsächlich einen Übernachtungsplatz zu finden – der sich am Ende doch nur als Walmart-Parkplatz entpuppt.

On the Road to Waterton

Aber der Reihe nach. Wir sind früh von Christina Lake in Richtung Waterton Lakes National Park aufgebrochen. Dabei ging es mitten durch hohe Berge und weite Täler. Insgesamt war aber die Landschaft immer noch nicht so richtig der Knaller. Lunch haben wir in einem weiten (unspektakulären) Tal. Kurz vor dem geplanten Tagesziel (300 Kilometer). Dort entscheiden wir uns dafür, uns die eine Übernachtung zu sparen und bis Waterton durchzufahren. Das ging, weil jetzt auch Tilo mit dem Camper gefahren ist. Mit 9 Metern Länge und 3 Metern Breite ist der RV zwar nicht ohne, aber auf den langen, breiten, schnurgeraden Straßen ist das kein Problem.

Gegen 17.00 Uhr wurden die Berge schlagartig riesig und die Seen blauer. »Welcome to Alberta!« Bis dahin dachten wir, schon die ganze Zeit in den Rocky Mountains zu sein. Irrtum. Wie eine Wand baut sich die Bergkette vor uns auf – und klein Tilo mittendurch!

Genauso schnell wie die Berge aufkommen, sind sie auch wieder weg. Hinter den sieben Bergen bei den sieben Albertaniern (mehr sind es glaub ich wirklich nicht) war das Land wieder flach. Aber irgendwas war anders: die Farben. Der Himmel leuchtet blau, die Felder strahlen in unglaublichen Blau- und Grüntönen. Total irre – und ganz ohne LSD im Wasser. Ich schwöre!

Camping bei Walmart

50 Kilometer vor dem Ziel halten wir nochmal schnell am Walmart und kaufen Verpflegung für die nächsten Tage. Dann schnell weiter, um noch im Hellen anzukommen. Doch dann am Parkeingang die Enttäuschung: »RV-Spots are all full!« Super. Und nun?

Das Navi kennt keine weiteren Campingplätze. Also Trial-and-Error. In der einen Richtung die USA – den Stress machen wir uns jetzt nicht mehr – in der anderen Richtung der volle Platz. Wir sind aber scheinbar nicht die einzigen mit dem Problem. Nach weiteren 14 Kilometern dann ein Campingplatz, jedoch ohne Wasser- und Stromanschluss – dafür wollten wir dann auch nichts zahlen.

Letzte Idee: der Parkplatz vom Walmart. In Nordamerika ist es erlaubt, mit dem Camper auf dem Parkplatz von Walmart zu übernachten. Danke an Herrn Hahn (Nachbar in Markkleeberg) für diesen Tipp! Also wieder zurück. Mittlerweile ist es stockdunkel!

Zum Glück haben wir alles an Bord: einen Generator für den Strom der Kaffeemaschine und genügend Wasser für die morgendlichen Rituale. So können wir die Nacht gut verbringen und am Morgen geht’s dann aber wirklich in den Waterton Lakes National Park.

Waterton

Schneller Start am Morgen und dann auf zum Waterton Lakes National Park.
Am Eingang zum Nationalpark zahlen wir unseren Gruppentarif (CAD 19 pro Tag) und fahren zum Campingplatz. Dort wird uns mitgeteilt, dass um die Uhrzeit kein Campingplatz frei sei, zumindest keiner mit Full Service, also mit Strom, Frisch- und Abwasser. Was wir noch nicht wussten: Campingplätze sollte man vorab reservieren. Daher kann uns maximal ein Stromplatz angeboten werden. Die sind aber auch noch alle belegt. Wir müssten warten, bis die ersten abfahren. Also rauf auf de Warteliste und „come back at 11.30„. Dann die Überraschung: Es gab eine Cancellation und wir bekommen doch einen Full-Service-Platz für CAD 38,20 pro Nacht)!

Zwischen der ersten Ankunft und dem finalen Bezug des zugeteilten Stellplatzes erkunden wir Waterton ein wenig. Davon erste Eindrücke:

Bertha Lake Trail

Ich zitiere: „Unangefochtener Favorit für eine halb- oder ganztägige Wanderung vom Ort ist der Bertha Lake Trail (einfache Strecke 5,8 km, Höhenunterschied 460m, hin und zurück 3 bis 4 Stunden) Ein kurzer, steiler Pfad, der ausgehend vom Evergreen Drive einen von Bergen umgebenen See erreicht.“

Dieser von Stefan Loose im Reiseführer „Kanada Der Westen“ beschriebene Pfad stellt nach unserer Ankunft in Waterton die erste Tagesaufgabe. Nachdem uns allerdings zunächst einmal ein scharfes Unwetter Motivation und Optionen genommen hatte, wagen wir uns schließlich doch, denn die Sonne lacht wieder. Regenklamotten packen wir vorsichtshalber ein und wandern los.

Ich komme zurück zum obigen Zitat „… kurzer, steiler Pfad …”. Das ick nisch lache! Zumindest im Hinblick auf „kurz“ hat Mr. Loose ziemlichen Mist geschrieben. Die Strecke kommt uns ellenlang vor, was allerdings auch an den stetig ansteigenden Serpentinen liegt, die sich ohne absehbares Ende, immer weiter dem Gipfel nähern. Eigentlich müsste man ja SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSerpentinen schreiben, da es sich um gefühlte zehntausend S-förmige Wege handelt, aber naja. Aus einem scherzhaften „Guck maaa zu der Bergspitze laufen wir jetze“ wurde Ernst. Es war exakt die benannte Bergspitze und JA sie war noch weit weg beim scherzhaften Spruch. Auf halber Strecke liegen jedoch bereits die Lower Bertha Falls, die einen zumindest anfänglich für die Mühen entschädigen.

Auch wenn der Aufstieg wahrlich beschwerlich war, sprechen die Bilder für sich:

Der beeindruckende Blick vom Ufer auf den Bertha Lake ist kaum auf Bilder zu bannen. Auf eine Umrundung des Ses (zusätzliche 5 Kilometer) verzichten wir aus zeittechnischen Gründen *hüstel*. Immerhin wurde es ja auch langsam dunkel, gell!

Zum Abstieg selbst lässt sich eigentlich nur sagen: Es lief, wie geschmiert. Das liegt unter anderem daran, dass einsetzender Regen aus den Wegen streckenweise Schlitterpisten machen. Eingemummelt in die von Familie Kramer zur Verfügung gestellten Regencapes kommen wir aber unbeschadet am Camper an. Zusammenfassend kann man sagen: Der Bertha Lake Trail ist auf jeden Fall einen Trip wert.

Zur Belohnung gibt es am Abend das erste BBQ mit dem im WALMART erstandenen Grill.




RiTiCoLo in Kanada 2010

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